2012

AUTOR_INNEN

Juliana Bardolim wurde 1979 in Potsdam geboren und studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Vytautas Magnus in Litauen sowie Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. Mit den Stücken Konfitüre mit Steinen sowie mit dem Stück 13.17.21 war sie 2008 und 2010 für den Kleist-Förderpreis nominiert. 2011 nahm sie mit Sergey Voronzov an der 4. Moskau Biennale für zeitgenössische Kunst teil. Regelmäßige Lesungen, Übersetzungen und Performances (mit Sergey Voronzov), sowie künstlerische und journalistische Arbeiten.

DIE ALTE KUNST DER DRESSUR
Laut Statistik wollen 75% der AbiturientInnen als BeamtInnen oder Angestellte in großen Unternehmen arbeiten. Grund genug für nona eine Kämpferische Elterninitiative zu gründen: Gegen die bürgerliche Verantwortungslosigkeit! Gegen die Rente! Für Hormone! Gemeinsam mit nona startet ich, die auf der Suche nach einem Helden für ihren Roman ist, diverse Aktionen. Nein, Performances. Unser Sozialprotest ist mit künstlerischer Aura umgeben. Wir sind keine primitiven Demonstranten. Wir sind Regisseure des neuen radikalen Live-Theaters. Zwischen Popkultur, Berliner Yuppietum und Terrorismus-Nostalgie fordern Juliana Bardolims Figuren politische Relevanz in der gemütlichen sorglosen Existenz. 


Georgia Doll, geboren 1980 in Wien. Studium der Theaterwissenschaft sowie Theaterregie in Toulouse, Hamburg und Paris und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Gründerin der Jugendtheatergruppe Anyigba Yéyé in Togo. Ihre Stücke Der Hang zum Grundsätzlichen, Miss Europa fährt nach Afrika und Lorenzos Rückkehr werden u.a. am Maxim Gorki Theater, dem Deutschen Theater Berlin und dem Schauspiel Graz aufgeführt. Im Autorenlabor des Düsseldorfer Schauspielhauses entstand Das blaue Gold, wofür sie  für den Münchner Förderpreis für Junge Dramatiker 2011 nominiert wurde. Mit Das Letzte wurde sie zu den Autoren-Werkstatttagen am Burgtheater Wien eingeladen. Sie lebt und arbeitet in Marseille und schreibt in deutscher und französischer Sprache.

DAS LETZTE
An einem Samstagabend in einer europäischen Metropole auf einer Party mit dem Motto Helden des späten Imperiums trifft Klara Morgenroth auf Costa. Der Costa, der als suizidärer Finanzhai verkleidet behauptet, sich bei einem Schwimmunfall die gleiche Narbe zugezogen zu haben wie sie, damals, als sie in einem Kinderheim auf der Insel lebten. Es macht pflck - und ihr fällt ein Ei auf den Kopf. Ein skurril-grotesker Roadtrip durch die Vergangenheit der Heldin entspinnt sich, begleitet von Chiquita, einem elegischen Misanthropen mit großem Durst. Ihr seid nicht verpflichtet, euer Leben lang das langweiligste aller Spiele auf der langweiligsten aller Partys zu spielen!



Agnes Gerstenberg wurde 1985 geboren und lebt in Berlin. Sie hat Literatur- und Theaterwissenschaft studiert und arbeitete neben dem Studium als freie Regisseurin am Theater im Kino. Zurzeit ist sie Teilnehmerin des Lehrgangs „Forum Text“ zum szenischen Schreiben der UniT in Graz. Mit 18 Jahren schrieb Agnes Gerstenberg ihr erstes Theaterstück, Schwerelos - Rücksicht auf Verluste, welches 2004 im Rahmen von „Drama-X“ in Wien in einer Werkstattinszenierung gezeigt wurde, anschließend zum Frankfurter Autorenforum eingeladen und für „World Interplay“ in Australien vom Goethe Institut ins Englische übertragen wurde. Es folgten zahlreiche weitere Einladungen zu Autorenwerkstätten sowie ein Stipendium vom Deutschen Kinder- und Jugendtheaterzentrum und das Paul-Maar-Stipendium. 2007 wurde Ein Schuss für Jeden am Thalia Theater in Halle uraufgeführt. Am selben Theater leitete Agnes Gerstenberg zwei Mal die Schreibwerkstatt der Deutsch-Französischen Woche. Zuletzt war sie für den „Berliner Kindertheaterpreis 2011“ nominiert und erhielt ein Aufenthaltsstipendium vom Stuttgarter Schriftstellerhaus, das sie im Frühjahr 2012 antrat.

ZWANZIG KOMMA DREI METER RUHE
B hat die eigene Umwelt bis ins letzte Detail im Blick. Zurückgezogen in den eigenen vier Wänden ist alles genau abgemessen und abgezählt - vor allem in der Beziehung zu S. Deren Weg zur Arbeit, die Sekunden ihrer Abwesenheit, der Raum der Stille, wenn sie fort ist. Aber der sorgsame Umgang miteinander, die Routine und das akkurate Sekundenzählen haben ein Ende, als das Außen gewaltsam nach Innen drängt und die Stille der eigenen sechzig Komma neun Quadratmeter durch Lena Witte zerstört wird. Perspektiven verschieben sich, Raum und Zeit fließen ineinander, als Lena in das Leben von S eindringt und versucht, das Geheimnis um B zu lüften. In zwanzig Komma drei Meter Ruhe prallen Routine, Abhängigkeit und der Wunsch nach Zurückgezogenheit auf scheinbar nie zu stillende Sehnsüchte.


Konstantin Küspert wurde 1982 in Regensburg geboren und studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften in Regensburg und Wien. Er war Mitglied der Schreibklasse von David Spencer am Schauspielhaus Wien und studiert seit 2010 Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. 2011 wurde er zu den Werkstatttagen am Wiener Burgtheater eingeladen. Zu sehen waren seine Stücke bereits am Badischen Staatstheater Karlsruhe, u.a. beim Autorenfestival Stadt der Zukunft.

MENSCH MASCHINE
Irgendwas ist komisch. Der Kaffee schmeckt wie Automatenbrühe und du wachst aus einem surrealen Traum nicht mehr auf. Gut, dass du dich nicht an das medikamenteninduzierte Koma, die Entführung und die Operation, bei der dein Blut bis an die Decke gespritzt ist, erinnern kannst. Dein Körper wurde zusammengekehrt und entsorgt. Wir brauchen nur dein Gehirn und deine Neuronen, deine Welt wird ab jetzt von uns simuliert. Wir hinterfragen die Art und Weise, wie der Mensch als Subjekt auf die im Allgemeinen als objektivierbar angenommene Wirklichkeit um ihn herum reagiert. Aber das System ist nicht ganz ausgereift und unser Team aus hochspezialisierten Wissenschaftlern, die dich jetzt steuern, verlieren die Kontrolle. Weil es eben richtig schwer ist, den Geschmack von Kaffee in seiner ganzen Komplexität wiederzugeben. Konstantin Küspert setzt Mensch und Maschine dem Wettstreit aus und legt Muster und Strukturen unserer angeblichen Wirklichkeit frei. Das System stürzt ab - aber ist die Illusion, die du Körper nennst, der Simulation überlegen?



Olivia Wenzel wurde 1985 in Weimar geboren und lebt in Berlin.2004-2010 Studium der Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis an der Universität Hildesheim. Wenzel schreibt Theatertexte & Prosa, und ist tätig als Sängerin & Songwriterin.Im April 2012 wurde an den Münchner Kammerspielen ihr Stück jiggy porsche taucht ab uraufgeführt, mit dem sie dort zuvor den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik gewann. Im November 2011 hatte bei drücken senden in Berlin Premiere, das Wenzel im Auftrag der Neuköllner Oper verfasste. Im Oktober war am Staatstheater Karlsruhe arkaden zu sehen, 2010 lief an den Leipziger Cammerspielen wir - in scharen, das auf Wenzels Motiven beruhte, 2009 war an den Münchner Kammerspielen eine Werkstattinszenierung ihres Stücks goodbye, gudrun zu sehen. Prosaische Texte präsentierte Wenzel 2010 als Gast des Internationalen Literaturfestivals in Berlin, in Hamburg auf dem Dockville Festival und im Literaturhaus. 2009 initiierte und organisierte sie im Hamburger Kulturhaus III&70 die szenische Lesereihe stücke schießen mit Texten junger Autor_innen.Wenzel war ansonsten als Dramaturgieassistentin tätig (Maxim Gorki Theater, Whale Songs Theaterverlag, Cammerspiele Leipzig), arbeitete als Vertretungslehrerin oder Coach an Neuköllner Schulen, oder als Dresserin bei pompösen Musicalproduktionen.

JIGGY PORSCHE TAUCHT AB
Das Kreuzfahrtschiff jiggy3000 bietet Entschleunigung von der ständigen Gewinnoptimierung des Arbeitsmarktes: Hier können Urlauber abhaken, entspannen und die Seele baumeln lassen. Doch schnell stellt sich heraus, dass diese die Floskeln des Arbeitsmarktes längst internalisiert haben und gar nicht mehr abstellen können. Im Widerstreit mit Jiggy Porsche, dem entfesselten, kapitalistischen Geist unserer Gesellschaft, versucht das Kind in der Wanne dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten indem es alles auf Anfang setzt: Es hat keinen Spaß gemacht, so wie du es mir gezeigt hast, alle haben schlechte Laune gekriegt, deswegen spiel ich das jetzt anders, guck, bei mir haben sie immer Urlaub.
In einem vielschichtigen Spiel befragt Olivia Wenzel ihre überforderten, aber stets liebenswerten Figuren nach der Groteske des Kapitalismus: Sind sie es, die nicht ins System passen oder passt das System nicht zu ihnen? Und was bleibt eigentlich noch übrig, wenn wir nichts mehr machen?



Paul Wiersbinski wurde 1983 in Halle an der Saale geboren und ist Videokünstler und Autor. Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Städelschule in Frankfurt am Main. Ausstellungen u.a. im pact Zollverein Essen, im Neuen Aachener Kunstverein und im Kunstverein Frankfurt. Er erhielt den Videokunstförderpreis des Museums für Moderne Kunst Bremen. Sein erstes Stück Autofahrt ins All, entstanden in Zusammenarbeit mit uniT Graz, wurde im Mai 2012 im tic Werkraum am Staatstheater Mainz uraufgeführt.

AUTOFAHRT INS ALL
Kevin Fürst hat Schulden und ermordet zwei Dönerverkäufer. In der Wohnung darüber zündet jemand eine Kerze an, die Matratze geht in Flammen auf. Man findet zwei verkohlte Leichen. In der Kneipe Hartz IV gibt es zwischen 12 und 16 Uhr Freibier. Die Bank fordert dich auf dein Geld zu verkaufen. Du zahlst mit allem was du hast.
Drei Stimmen singen uns ein popkulturelles Requiem auf den Konsum, die Armut, das Lachen und ein Paar lumpige Momente des Glücks. Es regiert die Sehnsucht woanders zu sein und dort ein anderes Leben zu führen. Paul Wiersbinski entzündet ein wortgewaltiges Feuerwerk und schickt seine drei Helden auf einen postglobalen Roadtrip nach Mexiko, in die Mohave-Wüste, nach Las Vegas und ins All. Ein modernes Märchen über die kopflosen Zuckungen der Technokratie.


DRAMATURG_INNEN

Friederike Engel wurde 1983 in Nürnberg geboren. Sie studierte Theater-, Medien- und französische Literaturwissenschaft in Erlangen und Marseille. Während ihres Studiums absolvierte sie zahlreiche Regie- und Dramaturgiehospitanzen u.a. am Theater Freiburg und dem Staatstheater Stuttgart. Von 2003-2005 organisierte sie das Kunst- und Performancefestival »ARENA…der jungen Künste« und realisierte einige eigene Theaterarbeiten in Erlangen. In den Spielzeiten 2008/09 und 09/10 war sie Mitglied in der Dramaturgie der Latenight-Reihe Nachtfoyer am Theater Erlangen. 2010 beendete sie ihr Studium mit einer Magisterarbeit zum Politischen in der Theaterarbeit von René Pollesch und war anschließend als Dozentin am Lehrstuhl für französische Literaturwissenschaft tätig. Nach einer Spielzeit als Dramaturgieassistentin ist Friederike Engel seit Beginn der Spielzeit 2011/12 Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.

Flori Gugger, geboren in St. Gallen, studierte Theaterwissenschaft, Anglistik, Germanistik und Kulturanalyse an den Universitäten Bern, Wien und Zürich. Hospitanzen und Assistenzen in den Bereichen Dramaturgie und Regie u. a. am Volkstheater Wien, Wiener Wortstætten, am Theater der Künste Zürich und bei Open Opera St. Gallen. 2009–10 war er bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia in der Abteilung Theater tätig. Seit Januar 2011 am Schauspielhaus Graz.

Christa Hohmann, geboren 1981 in Fulda, studierte Germanistik, Anglistik und Theologie in Hamburg, sowie Arts du spectacle in Bordeaux. Während ihres Studiums hospitierte sie u. a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und im Rowohlt Theaterverlag. Außerdem betreute sie als Dramaturgin Studienprojekte an der Theaterakademie Hamburg, sowie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Seit 2008 schreibt sie Voten für den Stückemarkt der Berliner Festspiele. Nach ihrem Magisterabschluss (Thema: Amok) arbeitete Christa Hohmann als Lektoratsassistentin im Felix Bloch Erben Verlag, als Dramaturgieassistentin für die Internationale Kulturfabrik Kampnagel Hamburg und als freie Dramaturgin. Seit Beginn der Spielzeit 2010/11 ist sieals Dramaturgin am Staatstheater Kassel engagiert und betreute dort u. a. die Uraufführungen Robert Redfords Hände Selig von Rebekka Kricheldorf und Nicht hier oder Die Kunst zurückzukehren von Katrin Röggla.Sie ist Mitbegründerin der Initiative möglichmacher, die im Rahmen der Dramaturgischen Gesellschaft Nachwuchsförderung unterstützt.

Christoph Macha wurde 1986 geboren, nach dem Abitur 2005 arbeitete er als Dramaturgie- und Regieassistent am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen und am Hans Otto Theater Potsdam. Von 2007 bis 2012 studierte er Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« in Leipzig, 2009 an der Zürcher Hochschule der Künste. Während seines Studiums arbeitete er als Assistent eng mit der Performancegruppe »She She Pop«  zusammen. Von 2009 bis 2011 war  er im Vorstand der Dramaturgischen Gesellschaft, seit 2011 ist er in der Arbeitsgruppe »dg:möglichmacher« aktiv. Seit 2010 Dramaturg am Staatstheater Braunschweig. Hier betreute er die Uraufführungen von Juliane Kann »Hotel Braunschweig« (Inszenierung: Volker Schmidt; eingeladen zum Norddeutschen Kinder- und Jugendtheaterfestival 2012) und ihre Dramatisierung in eigener Inszenierung von Delphine de Vigans Roman »No und Ich«, für die Uraufführung »Freund Till, genannt Eulenspiegel« von Katrin Lange (Inszenierung: Christopher Rüping, eingeladen zu den Mülheimer Theatertage 2012) war er ebenfalls verantwortlich.

Stawrula Panagiotaki wurde 1982 in Berlin geboren, studierte Neuere deutsche Literatur, Neogräzistik und Deutsch als Fremdsprache an der Freien Universität in Berlin. Während des Studiums arbeitete sie u.a. bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, hospitierte und lektorierte beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens. Seit Februar 2009 arbeitet Stawrula Panagiotaki als Dramaturgieassistentin am Schauspiel Köln. Ab der Spielzeit 2012/13 eigene Dramaturgien.

Friederike Trudzinski, geboren 1982 in Aachen, studierte Theaterwissenschaften, Germanistik und Ethnologie an der LMU in München und der Universität Hamburg. Daneben hospitierte, assistierte und soufflierte sie. Als Dramaturgin betreute Trudzinski Studienprojekte, arbeitete für freie Produktionen und das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Seit der Spielzeit 2010 /11 ist sie Dramaturgin am Schauspiel Hannover. Dort arbeitete sie unter anderem mit Peter Kastenmüller, Mirko Borscht, Ricarda Beilharz, Das Helmi und Tobias Rausch. Daneben schreibt Trudzinski Prosa und Dramatik. 2006 kam der Kurzgeschichtenband "Boris" heraus. Im selben Jahr erhielt sie den Literaturförderpreis der Hamburger Kulturbehörde. Theatertexte wurden an den Münchner Kammerspielen, dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und dem Staatstheater Nürnberg aufgeführt.